Stiftung Lesen seit 25 Jahren: Freude am Buch ungebrochen

Fast 80.000 neue Buchtitel alleine aus Deutschland, 9,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2012: Von solchen Zahlen konnte der gute, alte Gutenberg nur träumen, als er vor mehr als 500 Jahren am Druck seiner ersten Bibel werkelte – und das Lesen war für Kinder noch in weiter Ferne. Jetzt feiert die Stiftung Lesen 25-Jähriges.

„Das Interesse an Büchern und am Lesen ist ungebrochen groß“, sagte Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, jetzt bei der Vorstellung der Wirtschaftszahlen der Buchbranche. Unabhängig davon stünden Bücher allerdings immer stärker im Wettbewerb mit anderen Medien und Freizeitaktivitäten. Ein Konkurrent: das E-Book. Stärker als gedacht ist der Umsatz mit elektronischen Büchern im vergangenen Jahr gewachsen. Der durchschnittliche Umsatzanteil von E-Books am Gesamtumsatz der Verlage stieg im Jahr 2012 auf 9,5 Prozent – die Tendenz zeigt weiter nach oben.

Stiftung Lesen: Um die Leselust von Kindern steht es gut

Zurück zum gedruckten Werk: Mit 35 Prozent Anteil (und einem Plus von 0,8 Prozent) lag auch im Jahr 2012 der Bereich Belletristik bei Büchern auf Platz 1 – gefolgt von Kinder- und Jugendbüchern. Hier ist der Gesamtumsatz im vergangenen Jahr zwar leicht zurückgegangen, verweilte jedoch auf stolzen 15,6 Prozent.

Für Esther Dopheide, Sprecherin der Stiftung Lesen, ein gutes Signal zum 25-jährigen Bestehen der Stiftung: „Gerade um die Leselust und das Leseverhalten von Kindern und Jugendlichen steht es oberflächlich betrachtet gar nicht mal so schlecht.“ Die Freude am Buch sei kaum gebrochen – plus einer starken Zunahme im Bereich der Online-Nutzung. 

Heute zählen mehrere Lesekompetenzen

Dass das Internet für viele Kinder und Jugendliche ein zweites Wohnzimmer ist, sieht man bei der Stiftung Lesen gar nicht so kritisch: „Die meiste Zeit im Internet verbringt man schließlich lesend“, sagt Sprecherin Dopheide. Allerdings sei es schon ein qualitativer Unterschied, ob man sich einen Roman nehme oder sich bei facebook kurz mit Freunden austausche. „Online lesen ist eine andere Art zu lesen. Aber beide Arten – lange zusammenhängende Texte lesen und schnelle Infos erfassen – sind Kompetenzen, die man haben und erlernen muss.“

Erfreulich sei, dass laut einer Studie vom Medienverband Südwest weiterhin gerne auf Papier gelesen werde. Während andere Untersuchungen immer wieder belegen, dass der Zugang zum Buch umso schwieriger wird, je bildungsferner Kinder aufwachsen, gibt es bei der Online-Nutzung offenbar weniger Zugangshindernisse: „Da sind alle Schichten vertreten, das gehört zur Lebenswirklichkeit dazu“, sagt Esther Dopheide. 

Stiftung Lesen will Kinder auch online abholen

Grund genug für die Stiftung lesen, Kinder dort abzuholen, wo sie sich aufhalten: Mit dem Online-Angebot clixmix.de hat Stiftung Lesen ein Portal geschaffen, auf dem Kinder Medienkompetenz erlangen können – und natürlich auch etwas zu lesen haben. Gerade erst mit zwei viel beachteten Online-Preisen bedacht, erschließt sich die Stiftung Lesen auf diese Weise ein neues Tätigkeitsfeld, ohne jedoch die guten alten Aufgabenbereiche zu vernachlässigen. „Im Prinzip geht es auch heute um nichts anderes als vor 25 Jahren“, sagt Esther Dopheide, „lesen ist extrem wichtig, um Zugang zu Bildung zu haben. Unsere Aufgabe ist es, Freude am Lesen zu vermitteln.“ Das geschieht oft auch im Hintergrund – zum Beispiel über den Lehrerclub, in dem mittlerweile 33.000 Mitglieder regelmäßig Anregungen und Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt bekommen.

42 Prozent (also 1,6 Millionen Jugendliche im Alter von 12-19 Jahren) lesen laut Auskunft des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels regelmäßig, das heißt täglich oder mehrmals die Woche. Dabei orientieren sie sich zunehmend am Angebot für Erwachsene und lesen nicht unbedingt die als „Jugendbücher“ deklarierten Titel. 2 Prozent der Jugendlichen lesen regelmäßig E-Books. 2011 waren 9 Prozent der von den Verlagen vertriebenen E-Books Kinder- und Jugendbücher, während es 2010 lediglich 5 Prozent waren. 

Dieser Beitrag ist ursprünglich bei ZDF online / heute.de erschienen. Autor: Christian Thomann-Busse